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Gymnasium Korschenbroich, Städtisches Gymnasium für Jungen und Mädchen Sekundarstufen I und II

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Gedenkstättenfahrt Buchenwald im März 2023

Die beiden folgenden Berichte verfassten die Schülerinnen und Schüler der Q2 im Anschluss an die Fahrt.

Bericht 1

286.000 Gefangene, 56.000 Verstorbene, alles auf einem Bereich von 400.000 m2. Mit diesen erschreckenden Fakten wurden wir, die Q2, auf unserer Fahrt in das Arbeitslager Buchenwald konfrontiert. Auch wenn diese erdrückenden Zahlen auf den ersten Blick auf ein
Vernichtungslager vermuten lassen, war das KZ Buchenwald letztlich ein reines Arbeitslager für Männer.

Um den Schrecken des KZ Buchenwalds darzustellen, muss man zuerst den Fakt betrachten, dass das KZ zuerst nach dem Berg, auf dem es gelegen war, benannt wurde und erst 1938 auf Antrag der Stadt Weimar von „KZ Ettersberg“ in „KZ Buchenwald“ umbenannt wurde, damit diese Gräueltaten nicht in Verbindung mit dem Lieblingsberg der beliebten Dichter und Denker Goethe und Schiller in Verbindung gebracht werden.

Dass das KZ auf einem Berg gelegen ist, lässt sich direkt auf die psychologische Kriegsführung der SS-Soldaten zurückführen, welche durch die Lage des Berges ihre Machtstellung den Inhaftierten gegenüber untermalten, da sie auch in der Realität über den Inhaftierten standen. Hinzu kommt der erschreckende Aspekt, dass die Inhaftierten die Infrastruktur des KZs mit der Zeit durch ihre Arbeit weiter ausbauten. Von den vielen Barracken und Gebäuden auf dem weiträumigen Gelände verblieben nach einem Bombenangriff nur etwa die Hälfte der Anlage.
Heutzutage sind leider nur wenige restaurierte Gebäude verblieben, ansonsten sind ein Großteil der Grundrisse der Barracken noch vorhanden. Andere Gebäude wie das Villenviertel der SS-Offiziere oder das Bordell sind leider nicht erhalten. Obwohl das Erscheinungsbild des KZs bereits genügend Eindrücke über die damaligen Gräueltaten vermittelte, wurden weitere Aspekte während der Rundführung aufgedeckt.
Als wir mit dem Bus auf das Gelände fuhren, sahen wir zuerst die übrig gebliebenen Kasernen, welche heutzutage noch bewohnt werden. Nach einer kurzen Einführung wurde uns anhand eines Films die Geschichte Buchenwalds nahe gebracht. Hierbei erläuterten Zeitzeugen ihre schrecklichen Erfahrungen, welche noch eindrucksvoller durch das Gelände und das Fachwissen der Guides wurden. Zum Beispiel die stehengebliebene Uhr über dem Lagertor, welche den Zeitpunkt der Rettung anzeigt, gehört zu den absichtlichen Anspielungen. Andere Besonderheiten von Buchenwald waren der hauseigene Tierpark mit dem Bärenzwinger und die Torüberschrift „Jedem das Seine“, welche besonders grausam waren. Insgesamt war das Verständnis und das Einfühlungsvermögen der Guides bemerkenswert, da diese auch andere Perspektiven erläuterten und über das vermeintliche Unwissen der Weimarer Bevölkerung aufklärten. Trotz der jeweils unterschiedlichen Führungen haben alle Schüler vergleichbar ähnliche Erlebnisse und Eindrücke gesammelt und man hat sehr viel Neues und Beängstigendes über die deutsche Vergangenheit gelernt.
Letztendlich ist die Fahrt für jeden, und vor allem für diejenigen, die so etwas noch nicht gesehen haben, von besonderer Wichtigkeit geprägt und schafft für jedes einzelne Individuum ein verschärftes Verständnis über diese grausame Zeithistorie Deutschlands.

Bericht 2: Gegen das Vergessen

Krankheit, Gewalt und Tod. Drei von zahlreichen Qualen, welche die Häftlinge, hauptsächlich politische Häftlinge, des Konzentrationslagers Buchenwald täglich erleben mussten. Manche, die besonders lange im Lager verweilen mussten, waren bis zu 6 Jahre dort. Im Folgenden möchten wir Ihnen die Ankunft im Lager darstellen.

Nachdem Sie bereits von der Gesellschaft ausgestoßen und Ihres Besitzes enteignet worden sind, werden Sie mit dem Zug, teilweise in Viehwägen, zum Hauptbahnhof Weimar gebracht. Unter den Augen von der weimarischen Bevölkerung werden Sie im Idealfall per LKW, im Normalfall jedoch zu Fuß ins 10 Kilometer entfernte Lager deportiert. Bevor Sie das Lagertor erreichen, welches für die SS die Aufschrift „Gerecht oder Ungerecht - dem Vaterland“ und für die Häftlinge nur von innen zu lesen die Aufschrift „Jedem das Seine“ trägt, müssen Sie den 200 Meter langen „Karacho-Weg“ beschreiten. Für Sie als Häftling bedeutet das: Laufschritt, Schläge und bereits die ersten Toten. Im gleichen Moment zieht der beißende Geruch des Krematoriums in Ihre Nase. Hier werden in vier ursprünglich für die Müllverbrennung konzipierten Öfen tausende Menschen verbrannt. Kurz hinter dem Krematorium steht ein kahler Pfahl. An ihm ein rostiger und massiver Holznagel. Die SS übt hier das Pfahlhängen aus. Sicher sind dabei zwei Dinge: Schultern und Bänder sind zerstört, zudem führt diese Foltermethode nie zum direkten Tod. Im Anschluss kommen Sie in die Häftlingsbekleidungskammer. Hier geben Sie nicht nur Ihre Kleidung, sondern auch jeglichen Besitz, den Sie an sich tragen, ab. Anschließend werden Sie geschoren und müssen in große Desinfektionsbehälter steigen. Zuvor überrumpelt von dem Tempo und der Gewalt bei der Ankunft, sehen Sie nun erstmals das Ausmaß des Lagers. Das gesamte Areal hat eine Fläche von 400.000 Quadratmetern. Bis zur Befreiung des Lagers wird es ca. 286.000 Gefangene beherbergen und 56.000 Menschen das Leben kosten. Anschließend werden Sie in überfüllte Baracken gestopft, in denen es weder Hygiene noch ein Mindestmaß an Privatsphäre gibt. Sind Sie besonders schwach oder krank, steht das kleine Lager für Sie bereit. Hier sind die Überlebenschancen nahe Null.

Diese Eindrücke bleiben für immer. Nicht nur bei Überlebenden, sondern auch bei jedem Besucher des KZs Buchenwald. „Gegen das Vergessen“. Ein Ausdruck, den man zwar schon oft gehört hat, jedoch durch die Fahrt erlebt hat. Gerade weil die Zahl der Überlebenden immer geringer wird, ist es unsere Pflicht, diese Eindrücke zu teilen und an kommende Generationen weiterzugeben. Denn nur durch Erinnerung kann verhindert werden, dass sich Tragödien dieses Ausmaßes nicht wiederholen können. Jedoch reicht es nicht nur über diese Ereignisse zu hören oder zu lesen. Sie müssen gesehen, gefühlt und verstanden werden.

18.04.2023

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